Die Region Bern ist ein wichtiger Knotenpunkt im Bahnliniennetz der Schweiz. Durch verschiedene Bauprojekte hat sich in den letzten Jahren die Anzahl der Abstellflächen für Züge stark reduziert. Auch mit dem aktuellen Projekt «AS25, Leistungssteigerung Bern West» fallen weitere Abstellgleise weg. Zur Kompensation liess die SBB nun beim Bahnhof Bern Bümpliz Süd eine neue Abstellanlage für Fernverkehrs- und Regionalzüge bauen. Bei der Gelegenheit wurden auch die zwei Streckengleise auf einer Länge von rund einem Kilometer erneuert.
Gleisarbeiten bei Tag und Nacht – Einschränkungen im Bahnverkehr
Im Januar 2021 ging es los: Unser Team aus den Sparten Gleis- und Tiefbau begann mit dem Einrichten der beiden Installationsplätze sowie mit den Arbeiten für die Gleisquerungen der neuen Kabelanlage der SBB. Für die bis zu drei Meter tiefen Kabelschächte wurden vorgängig Ortbetonelemente vorfabriziert und im Verlauf der Bauarbeiten schrittweise verbaut.
Da die Baustelle auf der Hauptstrecke Bern–Fribourg liegt, musste sichergestellt werden, dass die Züge auf mindestens einem der Streckengleise verkehren konnten, ohne durch die Bauarbeiten beeinträchtigt zu werden. Hierfür rammten wir Ende Januar zwischen den Gleisen 1 und 2 eine Schotterhalterung in den Boden, die aus vier Meter hohen Stahlträgern und Stahlplatten bestand. Durch diese Abstützung konnten wir im ersten Schritt innerhalb von fünf Wochen das Gleis 1 sowie den kompletten Unterbau der Trasse 1 zurückbauen und erneuern. Dabei stellte sich heraus, dass der Baugrund schlechter war als vorgängig angenommen. Infolgedessen musste das Material über die gesamte Trassenlänge von ca. einem Kilometer um rund 30 Zentimeter tiefer ersetzt werden.
Analog dazu erfolgte im zweiten Schritt der Rück- und Neubau der Trasse 2. Nach weiteren fünf Wochen Ein-Spur- Betrieb des Bahnverkehrs konnten wir das Gleis 2 auf einer Länge von ca. 1130 Metern fertigstellen.
Totalsperrung der Strecke für neue Weichen
Sowohl in Gleis 1 als auch in Gleis 2 musste je eine Weiche ersetzt werden, wobei rund 2000 Kubikmeter Material ausgehoben wurden. Zudem baute unser Team eine Bauweiche zwischen den Gleisen 1 und 2 ein, um während der Gleisarbeiten den Zugverkehr aus beiden Richtungen auf ein Gleis umleiten zu können. Diese Arbeiten konnten nur am Wochenende ausgeführt werden, da hierfür die gesamte Bahnstrecke gesperrt werden musste. Nachdem die beiden Trassen fertiggestellt waren, fand eine weitere Totalsperrung der Strecke statt: An diesem Wochenende bauten wir nicht nur die Bauweiche wieder aus, sondern verlegten auch die neuen Weichen zu den Abstellgleisen.
Fünf Abstellgleise
Die neuen Abstellflächen unterteilen sich in die Abstellanlagen Nord und Süd. Im Norden umfasst die Anlage nun drei Abstellgleise für Regionalzüge mit je 200 Metern Länge sowie ein Abstellgleis mit einer Länge von rund 450 Metern. Die Abstellanlage Süd bestand bereits aus einem alten Gleis, welches wir abbrachen und mit einem rund 740 Meter langen Gleis ersetzten.
Damit die Züge, die künftig auf den Gleisen abgestellt werden, rasch gesäubert und für ihren nächsten Einsatz bereitgestellt werden können, wurden auf den beiden Abstellanlagen neue Wasserzapfstellen installiert und zur Entwässerung der Flächen von uns Sickerleitungen verlegt. Letztere entwässern in jeweils eine der vier neu angelegten unterirdischen Versickerungsanlagen. Für die neue Kabelanlage der SBB haben wir zudem ca. drei Kilometer Kabelkanäle verlegt.
Die Abstellgleise befinden sich in bebautem Gebiet, weshalb unser Auftrag auch das Errichten von Lärmschutzwänden umfasste. Nach den nötigen Bohrungen für die Mikropfähle konnten zwei neue Lärmschutzwände mit einer Länge von 175 bzw. 75 Metern aus komplett vorfabrizierten Elementen montiert werden.
Grossen Dank an das Baustellenteam
Die gesetzten Meilensteine durch die Bauherrschaft konnten über die gesamte Bauzeit stets eingehalten werden – infolge der Pandemie sowie der zusätzlichen Arbeiten innerhalb der geforderten Bauzeit war dies nicht selbstverständlich. Herzlichen Dank an das gesamte WALO-Baustellenteam für die super Leistung und die sehr gute Zusammenarbeit.
Besonderheiten des Projekts im Überblick
- Alles aus einer Hand (Tiefbau /Gleisbau)
- Bauen unter laufendem Bahnbetrieb
- Bauen im überbauten Gebiet
- Bauen in engen Verhältnissen
- Tag-, Nacht- und Wochenendarbeiten im Schichtbetrieb
- Mehraufwendungen bei Aushub- und Neubauarbeiten durch bestehende und neue Kabel der SBB
- Koordination mehrerer Fachdienste auf der Baustelle
